Das Ausweiden wird in sehr vielen Gegenden der Erde als sogenannter Overkill (Übertötung) praktiziert, um den Getöteten über den Tod hinaus zu demütigen und dem Spott auszusetzen. Die Erhängten hingen in der Regel noch einige Zeit in der Öffentlichkeit. Sie dienten als Mahnung für andere, nicht die gleichen Verfehlungen zu begehen wie diese Person. Um die indirekt ausgesprochene Warnung noch zu verstärken und einen noch abstoßenderen Eindruck in der Gesellschaft zu hinterlassen, wurde dem Betroffenen der Bauch aufgeschlitzt und die Eingeweide herausgenommen. Man muss dazu sagen, dass dies nicht sehr oft der Fall war, da das Vergehen der Person schon sehr groß sein musste, um sie auf diese Art und Weise zu entstellen. Auch die Zeit, die man den Toten noch zusätzlich an seinen Eingeweiden in der Öffentlichkeit hängen ließ, richtete sich nach dem Vergehen des Toten. Meistens dauerte dies nicht lange, da ansteckende Krankheiten übertragen wurden. In aller Regel wurde der Leichnam dann auch nicht begraben, sondern verbrannt und die Asche irgendwo verstreut, um zu verhindern, dass seine ewige Seele ruhen konnte.

In der Wikingerzeit oder in keltischen Gegenden nahm man die Eingeweide von Verbrechern, aber auch von verstorbenen Familienmitgliedern, um aus der Beschaffenheit der Eingeweide die Zukunft zu deuten. Diese Praxis, die in der Regel von einer Wahrsagerin durchgeführt wurde, war ähnlich dem sogenannten Runen lesen. Eine andere Form des Ausweidens kennen wir aus Ägypten, wo man die Pharaonen nach ihrem Tod einbalsamierte und ihnen vorher die Organe entfernte, um den Körper länger haltbar zu machen. Für die Organe wurden in der letzten Ruhestätte schön verzierte Behältnisse zur Aufnahme der jeweiligen Organe zur Verfügung gestellt. So gab es zum Beispiel für Leber, Lunge, Herz und Nieren eigene Behältnisse.

Bei manchen afrikanischen Stämmen (Naturvölkern) war es auch so, dass die Innereien des Menschen gegessen wurden, um die Kraft des Verstorbenen, aber auch seinen Geist in sich aufzunehmen. Der auf diese Weise in ihm weiter leben sollte.

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