Abhacken ist eine Verstümmelungsfolter, die häufig auch gegen Frauen angewandt wird und vor allem die Hände oder Finger des Opfers betrifft. Sie unterscheidet sich vom Abschneiden durch die Wahl des Werkzeugs. Während beim Abschneiden Messer, Scheren, Sägen oder Klingen zum Einsatz kamen, entschied man sich beim Abhacken für die schnellere Variante.

Zum Abhacken wurde meist das Richtbeil verwendet. Es gab aber auch die Möglichkeit, dass der Delinquent sein Glied auf einen scharfen Gegenstand wie einen Meißel oder eine Klinge legen musste und der Henker von oben mit einem Knüppel oder Schlägel auf das Glied schlug und von unten durch den Druck die Klinge durch das Gewebe und den Knochen gleiten ließ.

Wurde eine solche Wunde nicht behandelt, konnte sie schnell zum Tod des Opfers führen. Gerade in der damaligen Zeit kam es schnell zu Infektionen und Blutvergiftungen, die natürlich nicht mit den heutigen Mitteln behandelt werden konnten. Gelegentlich kam es vor, dass der Scharfrichter die Wunde ausbrannte und so die Blutung stoppte. Dies war jedoch nicht die Regel, sondern von der Gnade des Henkers abhängig. In den meisten Fällen wurde die Hand zur Abschreckung an öffentlichen Plätzen aufgehängt oder in die Höhe gestreckt.

Häufig ging eine solche Strafe auch mit einer Verbannung einher. Vor allem, wenn ein Gewaltdelikt vorausgegangen war, wie z.B. Wegelagerei oder Schlägereien vor Tavernen.

In solchen Fällen wurde dem Delinquenten die Faust abgeschlagen. Diese wurde ihm entweder mitgegeben oder vergraben. Nachdem ihm der Henker die Wunde ausgebrannt hatte, so dass sie nicht mehr blutete, wurde er des Dorfes verwiesen und durfte nicht mehr zurückkehren; bei Zuwiderhandlung hatte er mit seiner Hinrichtung zu rechnen.

Auch gegen Kriegsgefangene wurde häufig die Strafe verhängt, geköpft zu werden, um zu verhindern, dass sie jemals wieder eine Waffe zu fassen bekamen. Außerdem wurden ihnen Arbeiten zugeteilt, die sie mit ihren fehlenden Gliedmaßen nicht oder nur sehr schwer ausführen konnten. Damit sollten sie bloßgestellt und gedemütigt werden.

Diesem Umstand haben wir z.B. unser heutiges Victory Zeichen zu verdanken. Wer kennt sie nicht, die beiden ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger, die ein V bilden. Sie haben ihren Ursprung genau in dieser Strafform. Im Mittelalter zeigten die englischen Langbogenschützen den Franzosen ihre beiden „Schützenfinger“ (Zeige- und Mittelfinger) als Zeichen des Sieges und um sie zu provozieren. Wenn die englischen Schützen in Gefangenschaft gerieten, wurden ihnen diese beiden Finger von den Franzosen abgehackt, damit sie nie wieder zum Schießen in der Lage waren.

Im Laufe der Jahre erfreute sich diese Art der Bestrafung einer immer größeren Beliebtheit. So wurde sie immer häufiger auch bei weiteren Vergehen angewandt, wie z.B. dem Bruch des Eides, bei dem der Person die Hand, die sie zum Schwur erhoben hatte, abgehackt wurde. Es genügte aber auch, sich nicht an die Gebote der Obrigkeit zu halten. So ließ Kaiser Friedrich I. Barbarossa während der Belagerung von Mailand jedem, der versuchte, Waren oder Lebensmittel in die Stadt zu bringen, die rechte Hand abschlagen. 25 Delinquenten verloren so an einem einzigen Tag ihre Hand.

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