Durch einen Schnitt in die Venen werden kleinere oder größere Mengen Blut entnommen. In früheren Zeiten geschah dies meist aus medizinischen Gründen, manchmal aber auch zur Folter und / oder zur gerichtlichen Bestrafung.
Dieses Verfahren wurde bereits von den Ägyptern, Römern und Griechen angewandt. Teilweise wird es auch heute noch praktiziert, allerdings nicht mehr in der modernen westlichen Medizin. Zu medizinischen Zwecken sollte es zu einer Entlastung des Kreislaufs führen. Bei der Folter sollte es zu einer Schwächung oder einem Zusammenbruch des Kreislaufs der Person führen. Die Rede ist von der sogenannten Entkräftungsfolter.
Im Mittelalter wurde der Aderlass bei Personen von hohem Stand und mit einer Vorliebe für eine sehr fleischreiche Ernährung angewandt. Heute weiß man, dass der Aderlass keine Heilung für die als Folge dieser Ernährung auftretenden Gichtanfälle ist. Allerdings war der Aderlass ein wirksames Mittel zur direkten Behandlung eines Schlaganfalls. Er verringerte den Druck auf die Arterien.
In der römischen Geschichte wurde vielen hochgestellten Persönlichkeiten, die ein schweres Vergehen begangen hatten, die Möglichkeit geboten, ihre Familie vor Strafe zu bewahren, wenn sie sich durch Aderlass das Leben nahmen. So wurden manchmal auch die Familienmitglieder ermordet oder ins Gefängnis geworfen und ihr Vermögen konfisziert. Wenn sie sich selbst töteten, geschah nichts. Die Familien blieben unangetastet und behielten Leib, Leben, Freiheit und Vermögen.
Der Aderlass war eine der häufigsten Methoden, sich auf diese Weise das Leben zu nehmen. Man nahm ein heißes Bad, öffnete sich senkrecht die Venen und ließ das Blut über eine Vorrichtung in ein Gefäß abfließen. Durch das heiße Wasser vergrößerte sich der Blutaustritt und man verblutete.
Der römische Schriftsteller Aulus Gellius beschrieb den Aderlass als die schändlichste Strafe für römische Soldaten.
Die wohl berühmteste Persönlichkeit, die sich durch Aderlass das Leben nahm, war der römische Schriftsteller Seneca. Er war an der sogenannten Pisonischen Verschwörung beteiligt, die zum Ziel hatte, den amtierenden Kaiser Nero zu ermorden.
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