Bei einem Angstloch spricht man eigentlich von einer sogenannten Vorfolter. Dabei wird dem Delinquenten z.B. die gesamte Palette der Folterinstrumente gezeigt und er wird dann in ein Gefängnis geworfen, damit er erst einmal über seine Situation und die angedrohte Folter nachdenken kann. Es ist sozusagen eine Zeit, die man dem Gefangenen gibt, um zur Besinnung zu kommen, seine Taten zu gestehen oder der Obrigkeit die Informationen zu liefern, die sie haben will oder nach denen sie verlangt.
Deshalb wird diese Art der Folter auch als Psychofolter bezeichnet. Man nutzt die Angst des Gefangenen aus, um das zu bekommen, was man will.
Ein Angstloch ist, um genau zu sein, ein Turm, der oben ein großes Loch hat, oder eine türähnliche Maueröffnung davor, und dann wird man mit einem Seil oder einer Art Flaschenzug in dieses dunkle Loch hinabgelassen und dort von seinen Peinigern für eine bestimmte Zeit gelassen. Durch diese Wände dringt kein Licht, außer von oben, dazu kommt absolute Stille, außer wenn der Gefangenenwärter mit ihm spricht, sonst dringt kein Geräusch zu ihm durch. Das allein belastet den Gefangenen enorm, noch bevor die physische Form der Folter überhaupt begonnen hat. Wir haben es hier also mit einer abgewandelten bzw. Urform der Isolationsfolter zu tun.
Ein Beispiel für ein sogenanntes Angstloch wäre der Hexenturm in Gelnhausen, der um 1636 für Hexenprozesse genutzt wurde. Er war ein Gefängnis für Untersuchungshäftlinge. Man kann davon ausgehen, dass auch Menschen wie Galileo Galilei für kurze Zeit in einem solchen Angstloch saßen. Denn es ist belegt, dass er zum Widerruf aufgefordert und ihm die Foltermethoden vorgeführt wurden. Man kann also davon ausgehen, dass er vor seinem Widerruf auch Opfer dieser Vorfolter war.
Aber auch in Filmen findet man das sogenannte Angstloch. Im Film 300 werden zum Beispiel die persischen Botschafter zu Beginn des Films in dieses Loch geworfen und getötet. Obwohl dieses Loch anders konstruiert ist, diente es wahrscheinlich auch dem ursprünglichen Zweck, Informationen aus Gefangenen herauszupressen oder als Vorfolter.
Im Zeitalter der Aufklärung wurde diese Art der Bestrafung bzw. Vorfolter aus humanistischen Gründen abgeschafft.
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