Dieses Verhalten kam vor allem bei Naturvölkern vor, bei denen vor allem das Herz oder die Geschlechtsteile gegessen wurden oder bei denen das Blut von Menschen getrunken wurde.

Bei den Kelten trank man in alten Zeiten das Blut der Verstorbenen, um sie in sich aufzunehmen. Sie sollten dadurch ein Teil von einem selbst werden und ewig weiterleben.

Dies geschah, weil man hoffte, dadurch die Lebenskraft seiner Opfer zu übernehmen, dass durch die Aufnahme des Fleisches in sich auch die jeweiligen Kräfte des Opfers auf einen übergingen. Man spricht von magischer Anthropologie.

Das Aufessen als kannibalische Foltermethode ist vor allem im europäischen Raum sehr verbreitet. Dabei werden die Betroffenen, die der Folter ausgesetzt sind, gezwungen, das Fleisch von anderen Menschen zu essen, z.B. sogar das Fleisch der eigenen Kinder. Beliebt war es auch, Menschen zu zwingen, ihre eigenen Körperteile zu essen, um sie zu quälen; in den meisten Fällen handelte es sich dabei um Zehen, Füße, Finger oder Hände. Die Darstellung mancher Völker, die uns heute z.B. in vielen Filmen als blutrünstige Naturvölker präsentiert werden, wie z.B. die Azteken, bleibt historisch sehr fragwürdig.

Ein Beispiel für das Aufessen liefert uns die Heiligenlegende von Kyrill von Baalbek um 364 n. Chr., wo mehrere Männer einen Märtyrer töteten, ihm die Leber herausschnitten und diese dann gemeinsam aufaßen. Die Täter sollen später als Strafe Gottes nach einiger Zeit Zähne, Zungen und ihre Augen verloren haben.

Ein weiteres Beispiel ist die Verurteilung des heute wohl als schlimmsten Massenmörder aller Zeiten geltenden Marschalls von Frankreich, Gilles de Rais, am 25. Oktober 1440. Ihm wird zur Last gelegt, 558 Mädchen und junge Frauen verstümmelt und geschlachtet zu haben, um ihr Fleisch für sich selbst zu essen und es auch seinen Gästen zu servieren. Hier finden sich Parallelen zu der Roman- und Filmfigur des Psychiaters Hannibal Lector, der ebenfalls Menschen tötete, um ihr Fleisch nicht nur selbst zu essen, sondern es auch seinen Gästen zu servieren. Mit dem Unterschied, dass er am Ende im Gefängnis landete und Gilles de Rais für seine Verbrechen gehängt wurde.

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